Führen in Krisensituationen

Das Internet ist voll von klugen Ratschlägen, wie man Firmen und Mitarbeiter durch die derzeitige Krise führt. Für mich Grund genug, das Augenmerk auf das Selbstmanagement dieser Anführer zu richten. Was hilft denen, die führen? Das sind keine Roboter, sondern Menschen, die einem enormen Stress ausgesetzt sind: Ein nie gekannter Kontrollverlust, Existenzangst, Entscheidungsdruck und quälende Ungewißheit. Sie sind immer und überall Vorbild für Ihre Mitarbeiter. Daher gilt, nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen.

Was wir von Odysseus lernen können
Schon in normalen Zeiten kann Führung eine Herkules-Aufgabe sein, denn eine gute Führungskultur zeichnet sich durch zwei Aspekte aus, die Sie in der Balance halten müssen. Ergebnisorientierung: Führungsverhalten ist so zu gestalten, dass Mitarbeiter ihr Potenzial kontinuierlich verbessern und vor allem auch einbringen.
Mitarbeiterorientierung: Führungsverhalten ist an den Bedürfnissen der Mitarbeiter auszurichten, so daß vertrauensvolle und von Respekt getragene Beziehungen entstehen.
Nun aber befindet sich die Veranstaltungs- und Messe-Branche, befinden Sie sich im Vorhof zur Hölle. Wie werden Sie damit fertig? Wie bewahren Sie Haltung? Fündig wurde ich bei einem sagenhaften Helden der Antike.

Marionettentheater Aristo Funny "Die Odyssee"

Bildquelle: Marionettentheater Aristo Funny "Die Odyssee"

Homer, der grosse Erzähler der Antike, schuf zwei monumentale Werke: Die „Ilias“ handelt vom Krieg um Troja (wegen einer entführten Frau), die „Odyssee“ berichtet von der anschließenden 10jährigen Irrfahrt von Odysseus über das Meer. Er will nach Ithaka zu Frau, Sohn und Königreich. Poseidon aber, der Gott des Meeres, versucht das aus Rache zu verhindern. Doch lassen wir unseren Helden selbst berichten.

>>Im Krieg hatte ich als Projektleiter für das Trojanische Pferd zwar meine Führungsqualitäten bewiesen, doch nun war ich völlig auf mich selbst zurückgeworfen. Für die gefahrvolle Heimreise gab es keine Blaupause und kein Management-Handbuch aus Harvard. Mit meiner Mannschaft geriet ich in scheinbar ausweglose Situationen. Jedes unserer Abenteuer erforderte eine spezielle Lösung. Unter dem Druck der Gefahren entwickelte ich jedoch besondere Fähigkeiten, Ihr würdet Soft Skills sagen. Trotzdem, ganz ehrlich, bin ich kein strahlender Held, denn ich habe eine Menge Fehler gemacht. Mit einigem Abstand kann ich Euch sagen, was mich am Leben hielt.

Lektion 1: Stärke das innere Bild!
Nach zehn Jahren Krieg wollte ich endlich in die geliebte Heimat zurück. Doch es türmten sich beinahe unüberwindliche Hindernisse auf, denen alle Kameraden zum Opfer gefallen sind. Ich verlor mein Schiff und alles Hab und Gut. Zuletzt landete ich als Schiffbrüchiger an einer unbekannten Küste. Pure Verzweiflung packte mich. Wie einfach wäre es gewesen, aufzugeben? Zumal ich zweimal von schönen Frauen verwöhnt wurde, die mich gern bei sich behalten hätten (dazu später mehr). Meine Vorstellungskraft hielt das Bild meiner geliebten Frau, meines Sohnes und meines Königreiches lebendig! Sie half mir, mit eisernem Willen immer weiterzumachen!

Lektion 2: Laß Dich nicht gehen!
Sieben Jahre lang hielt mich die schöne Nymphe Calypso auf ihrer Privatinsel fest. Einer Insel jenseits von Raum und Zeit, wo ein Tag dem anderen gleicht. Calypso war zwar betörend, aber auch ihr Angebot, mich unsterblich zu machen, lehnte ich schweren Herzens ab. Eines Tages erkannte ich endlich die Gefahr, nämlich das schleichende Gift der inneren Lähmung.

Lektion 3: Angriff ist die beste Verteidigung!
Wir gerieten in der Höhle von Polyphem in Gefangenschaft. In einer spontanen Eingebung bot ich dem Riesen einen Schluck aus meinem Weinschlauch an. Nach einem weiteren Becher Wein sank Polyphem in einen tiefen Schlaf. Nun ergriffen meine Gefährten und ich einen glühenden Speer und stachen dem Riesen sein einziges Auge aus. Nachdem er am nächsten Morgen den Stein vom Eingang gerollt hatte, um seine Schafe auf die Weide zu lassen, gelang uns die Flucht. Mit dem Rücken zur Wand verläßt man leichter die gewohnten Denkpfade.

Lektion 4: Vertrau dem Mut der Verzweiflung!
Meine größte Angst hatte ich bei der Vorbeifahrt an zwei gefährlichen Klippen.Hier hauste Charybdis,
ein Monster, das mehrmals täglich das Wasser einsaugte und wieder ausspie. Unterwegs griff uns außerdem das sechsköpfige Seeungeheuer Skylla an und verschlang sechs meiner Gefährten. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte ich mich in diese Gefahr, wohl wissend, dass es nicht alle überleben würden.<<

Resilienz, das Immunsystem der Seele
Zurück ins Hier und Heute. Odysseus war also kein furchtloser Held. Er hatte Angst. Angst ist das beklemmende Gefühl, bedroht zu sein. Sie entsteht in Situationen, von denen wir glauben, dass wir ihnen hilflos ausgeliefert sind. Die aktuelle Lage erfordert von uns eine schnelle Anpassung an veränderte Lebensbedingungen. Das kann ein Gefühl der Unsicherheit und des Kontrollverlustes auslösen. Wir können jedoch unsere Emotionen langfristig regulieren und eine positivere Sicht der Dinge erlangen.

Resilient ist, wer die seelisch-emotionale Widerstandskraft aufbringt, sich von Stress, Krisen und Schicksalsschlägen nicht verbiegen zu lassen, sondern das Beste aus dem Unglück macht. Resilienz ist erlernbar, beginnen Sie Ihre eigene Recherche hier

Um Menschen in der Corona-Krise bei der Bewältigung ihrer persönlichen Stressoren und der Stärkung ihrer individuellen Resilienz zu unterstützen, bietet das Leibniz-Institut für Resilienzforschung ein kostenloses Training an: „Auf Kurs bleiben kompakt“. https://lir-mainz.de/aufkursbleiben-kompakt  

LIR
                                     Grafik: LIR Mainz

Mit AUFKURSBLEIBEN kann man deshalb wissenschaftlich fundierte Strategien einüben, die dabei helfen,
in schwierigen Situationen gelassen und zuversichtlich zu bleiben. Das Training zielt vor allem auf die Förderung der Selbstfürsorge, den Aufbau einer optimistischen Grundhaltung und die effektive Nutzung des eigenen sozialen Netzes ab. (Der Text lehnt sich an die Beschreibungen und Empfehlungen des LIR an.)

Denk an die alte Box-Regel – die Deckung ist das Wichtigste!

Veröffentlicht am Mi, 10.06.2020 - 13:25