Der satirische Jahresrückblick 2017
Ladies and Gentlemen, die Eventisierung aller Lebensbereiche war auch im abgelaufenen Jahr nicht aufzuhalten. Nach langem Zögern hat der HERR sein Haus auf Erden für das übermütige Treiben der großen und kleinen Sünder geöffnet.
Dies sind meine Flops und Tops des letzten Jahres.
Amtliche Bekanntmachungen
Geburtsanzeigen: ein Agentur-Baby erblickte in Meerbusch das Licht der Welt. Es hört auf den Namen "nink & experts". Schaut man auf die Eltern sowie die zahlreichen Onkel und Tanten, deutet alles auf eine künstliche Befruchtung.
Hochzeiten: Zwei alte Schachteln gaben sich im Wonnemonat Mai das Ja-Wort – Losberger (Jahrgang 1919) und de Boer (Jahrgang 1924) zelten nun gemeinsam. Dabei handelt es sich um eine von den Eltern (zwei Investmentgesellschaften) arrangierte Ehe. Wie immer geht es um Macht und Einfluß in der Welt. Das kennt man ja bereits aus der Geschichte der Habsburger.
Trauerfälle: Auf dem Firmenfriedhof ruht nun die Kölner Agentur gestalt communications, besser bekannt als JungvonMatt/relations. Als sie 2014 von zuhause weggelaufen ist, hat sie wohl unterschätzt, wie hart das Leben ist, so ganz allein auf sich gestellt.
Make no small plans
Dieses Credo von George P. Johnson haben sich zwei clevere Jungs zu eigen gemacht: Nico Ubenauf, satis&fy, und Simon Ackermann, HABEGGER, besorgten sich frisches Geld von einer Beteiligungsgesellschaft, um damit die Welt zu erobern. Genau genommen den Teil, der live ist. „Live Matters“ heißt die Holding, die das Kommando hat. „Unter dem Dach der neuen Gruppe werden die Unternehmen ihre gemeinsame Vision einer Familie der starken Marken in der Live-Kommunikation vorantreiben. Ziel ist es, langfristig zu einem der international führenden Unternehmen für Live-Kommunikation zu werden.“
Nun fragt sich die Spottdrossel, was ist der Plan? Eine europäische Antwort auf PRG? Ein Netzwerk wie die AV-Alliance? Eine Kooperation wie 27 Names? Eine internationale Werbegruppe wie OMNICOM? Ein Marketing-Verbund wie EP? Ein integrierter Konzern wie die Deutsche Telekom? Klar ist nur, daß Veranstaltungstechnik ein kapital-intensives Geschäft ist.
Die Nachricht des Jahres
Letzter Vorhang für den FAMAB Award. Nach 21 Jahren wird dieses Format beerdigt, um am 15 Januar 2019 in Dortmund als International Festival of Brand Experience wiedergeboren zu werden. „Den Auftakt der Veranstaltung wird ein Kongress am Vortag der BOE bilden, der mit verschiedenen Formaten interaktiver Ausrichtung wie beispielsweise Foren, Workshops, Bar-Camps, World-Cafés u.v.m., relevante Branchenthemen und Trends beleuchten wird. Am Abend werden dann mit dem Brand Experience Award die besten Arbeiten der Branche ausgezeichnet“, wie der FAMAB auf seiner website ankündigt. Das hat sich der Verfasser schon seit Jahren gewünscht. Glückauf!
Mein Weihnachtswunschzettel
„Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft“ singen die Toten Hosen in „Wünsch Dir was“. Probieren wir es einfach und schauen was passiert.
1. Da wäre die Hinterfragung des Wortes „Event“, mittlerweile eine hohle Phrase. Wir schaffen Erlebnisse und Erfahrungen!
2. Die Unterbewertung von Kreativität durch die Endkunden. Kreativität hat scheinbar keinen Wert oder was sollen unbezahlte Pitches bedeuten?
3. Technologie ist kein Selbstzweck, eine Veranstaltung ist eine Begegnung zwischen Menschen!
4. Mehr Selbstvertrauen, Leute. Wir sind die effektivste Kommunikationsdisziplin!
5. Die „Kleinstaaterei“ abschaffen, niemand kann die Verbände, Awards, Fachzeitschriften und „MICE-Irgendwas“ mehr zählen!
Frohes Fest! Keep on rockin‘