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Always Look On The Bright Side Of WORK

DORTMUND 1983 – am 1. Februar stolpert ein unbeschriebenes Blatt namens Wolf Rübner zufällig in die Event-Branche und - blieb bis heute.  
Eine kleine Ewigkeit scheint das her zu sein – Helmut Kohl ärgert sich mit den GRÜNEN herum, die erstmalig in den Bundestag eingezogen sind; „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ist der gefeierte Kino-Hit; meine damals völlig unbekannte Heimatband „Die Toten Hosen“ tritt illegal in einer Ostberliner Kirche vor 50 Ost-Punks auf; der HSV wird Deutscher Fußballmeister!  

Vierzig Jahre in unterschiedlichen Rollen und Funktionen: als Quereinsteiger war meine Devise stets learning by doing. Die Reise begann auf Kundenseite mit einer Veranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle.

Westfalenhalle

Nächste Station Geschäftsführer einer LaserShow Company in Köln, 1988 Wechsel zu einer bald sehr prominenten Agentur als Projektleiter, zwei Jahre später Creative Director und Beförderung zum Mitglied der Geschäftsleitung.

Seit 2002 selbständig unter der Marke EventCampus als „Perlenfischer“, Kommunikations-Trainer, Lehrbeauftragter und Autor von Fachbüchern/-artikeln.

Vier Jahrzehnte wie auf der Achterbahn: in den 80ern erfindet sich die Branche und das/den Event. Eine Zeit der Experimente, das Musical Starlight Express setzt Maßstäbe, Markteinführung von Vary Lite, den ersten motorisch bewegten Scheinwerfern (Premiere auf einer Genesis-Tournee).

In den 90ern folgt eine Sturm- und Drangzeit, Goldgräberstimmung bei den Agenturen, Eröffnung des Berliner Estrel, Deutschlands bis heute größtes Hotel.

Die WORLD EXPO in Hannover läutet die 2000er ein. Globale Krisen zerren an den Nerven und den Finanzen:  der Anschlag auf das World Trade Center, eine tiefe Zäsur, wie sich zeigen sollte. Einige Jahre später manövrierten die Zocker im globalen Finanzkasino die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds. Wir hielten den Atem an.

In den 2010ern wieder Boom und wieder Euphorie, dann im März 2020 Schockstarre und der Beginn einer noch immer schwelenden Existenzkrise, auch weil die überfällige Marktbereinigung bisher ausgeblieben ist.

Hybrid rettet unseren Hals, das Virus geht langsam, der Personalmangel kommt rasend schnell, auch wegen der Demographie. Die Alten gehen, die Jungen haben Flausen im Kopf. Die neue Dekade wird von einem Krieg überschattet, Ungewißheit ist unser treuer Begleiter, doch die Branche ist solidarischer und besser organisiert als früher.

alarmstuferot

Meine persönliche Bilanz: irgendetwas zwischen Highway to Hell und Stairway to Heaven. Die wichtigste Erfahrung: das hohe Burnout-Risiko, also achtet auf die Warnzeichen!

Ich mache weiter, mein Dank gilt Euch da draußen für unzählige sympathische Begegnungen, für Eure Inspiration und Wertschätzung. KEEP ON ROCKIN‘ und
https://www.youtube.com/watch?v=SJUhlRoBL8M&ab_channel=Melonhead622

Fotos: Tbachner; alarmstuferot.org

 

Geschrieben am 01.02.2023 von admin

Über sieben Brücken mußt Du geh'n

Eine musikalische Glosse zur Seelenlage in der Event-Branche

Playlist: Peter Maffay Über sieben Brücken mußt Du geh’n / Disturbed Sound of Silence / Die Fantastischen Vier feat. Clueso Zusammen / Pink Floyd Money / Aerosmith Dream on

Im Tal der Tränen

„Über sieben Brücken musst Du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen, siebenmal wirst Du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.“ heißt es im Refrain des melancholischen Songs von Karat. https://tinyurl.com/3ejbda5d Text und Melodie sind eine wundervolle Parabel für die Mühlsteine, die auf der Seele von vielen Menschen in unserer Branche liegen.  

Für die Achterbahn der Gefühle zwischen Hoffen und Bangen, besonders aber die quälende Perspektivlosigkeit. Für den Frust über ignorante Politiker, die überbordende Bürokratie bei den Überbrückungshilfen und nicht nachvollziehbare Corona-Verordnungen. Wir sehnen uns nach „Ein bisschen Frieden“ wie Nicole 1982, dabei fühlen wir uns auf dem „Highway to Hell“. Manche sind darüber depressiv geworden, einige haben ihr Unternehmen verloren, nicht wenige haben ihren Job aufgegeben, viele Solo-Selbständige sind verzweifelt.

Der Exodus

„Ich bin dann mal weg“ betitelte Hape Kerkeling das Buch über seine Reise auf dem Jakobsweg. Dies jedoch ist ein weltweites Phänomen, speziell im Technikbereich, wie Jürgen Künkel, Geschäftsführer der Production Company Vantage aus Basel, in einer lesenswerten Analyse aufzeigt. https://tinyurl.com/bp4tzx7n

In meinem Job als „Perlenfischer“ beobachte ich eine sprudelnde Nachfrage nach Fachkräften. Agenturen und Technische Dienstleister suchen händeringend qualifiziertes Personal. Die Kurzarbeit und die Ungewissheit wirkten wie ein Brandbeschleuniger. Schlechte Arbeitsbedingungen und eine vergleichsweise wenig attraktive Bezahlung führten zu einem Sinneswandel der Mitarbeiter. Und am Ende zur Kündigung. Manche waren ohnehin nur noch wegen der tollen Kollegen dabei. Die Stille in den Büros war mit Händen greifbar. Wer geduldig lauschte konnte sie auch hören – The Sound of Silence. https://tinyurl.com/3tsx44c8 Doch nicht alle machten es sich im Home Office gemütlich.

Clowns und Helden

Einige erinnern sich, das war eine Hamburger Deutsch-Rock-Band. In der Krise zeigen Menschen ihr wahres Gesicht, warum sollte das in unserer Branche anders sein? Manche übernehmen Verantwortung, andere machen sich einen schlanken Fuß. Manche ergreifen die Initiative, andere schauen zu. Manche kämpfen, andere sind gelähmt.

Zu meinen persönlichen Helden zählen die Initiatoren der #AlarmstufeRot: Tom Koperek, Christian Eichenberger, Christian Dietzel, Chris Fleck, Sandra Beckmann, Alexander Ostermaier, Nico Ubenauf, Christian Seidenstücker. Nicht nur ihr persönlicher Einsatz imponierte, sondern auch spektakuläre Aktionen wie „Night of Light“ und die Demo in Berlin.

Beispielhaft auch die Initiative Veranstaltungswirtschaft von Ambros Funk, Sandra Beckmann, Sascha Schaath.
Ihnen allen (und allen, die ich nicht wahrgenommen habe) gilt meine Verbeugung.

Was der FAMAB jahrelang versäumt hatte - Sprachrohr zu sein, die Pflege der politischen Landschaft, die Bedeutung der Branche aufzeigen - musste nun mit Lichtgeschwindigkeit nachgeholt werden. Der FAMAB (jetzt fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft) hat gezeigt, dass man kann, wenn man muss. Für alle hier namentlich Genannten und darüber hinaus haben Fanta 4 diesen Song geschrieben – Wir sind ZUSAMMEN gross.
https://tinyurl.com/2p84dhe4

Jetzt bin ich noch die anderen schuldig. Die sind auch früher durch Unsichtbarkeit aufgefallen (schönes Paradox). Wo ward ihr, als man Euch am dringendsten brauchte?
Wieder mal in Eurem eigenen Kosmos? „The answer is blowin‘ in the wind“ Bob Dylan. Die Dickschiffe unter den Messebauern und Agenturen wie Walbert & Schmitz, E3 World, Avantgarde, marbet, MCI, Uniplan, Vok Dams waren offenbar nur mit sich selbst beschäftigt. Aus der Arbeit im FAMAB-Vorstand habt Ihr Euch immer schon fein rausgehalten (ja,ja es gab eine Ausnahme, aber die war eher abträglich). Das Klinkenputzen bei politischen Mandatsträgern habt Ihr Jan Kalbfleisch, Jörn Huber und Christian Seidenstücker überlassen.
Auch ihnen gebührt Dank und Anerkennung.

Die (grossen) Agenturen sollten nicht verkennen, ohne Gewerke und Freelancer baut Ihr nur Luftschlösser. Das führt uns unmittelbar in den Orient.

Kein Märchen aus 1001 Nacht

Klimakatastrophe, Corona, Konsum: Unsere Art zu leben hat etwas zutiefst Hochmütiges. Die EXPO in Dubai ist ein Paradebeispiel für diesen Hochmut. Eine Veranstaltung zur falschen Zeit am falschen Ort. Natürlich war es für unsere Branche ein warmer Regen in einer Zeit finanzieller Dürre. Objektiv betrachtet jedoch Schwachsinn: Eine Veranstaltung mitten in der Wüste? In einer dünn besiedelten Region! Zu einer Zeit, in der man auf Reisen verzichten soll? Welch unvorstellbare Verschwendung von Ressourcen und welch ein katastrophaler CO2-Fußabdruck!

Zu immens ist die Macht der Öl-Scheichs, zu tief verwurzelt die menschliche Gier. Sie kaufen sich Alle und Alles. Berauscht von der Macht des Geldes und voller Verachtung für die, die es nehmen. „Geld, sagt man, ist heute die Wurzel allen Übels.“ aus „Money“ von Pink Floyd. https://tinyurl.com/mh3bs2kh

Die Rückkehr ans Lagerfeuer

Wir schreiben das Jahr 2027, nach sieben Jahren ist Corona nur noch ein mexikanisches Bier. Das Fach Hygiene gehört seit einigen Jahren zu jeder branchenspezifischen Ausbildung. „Lagerfeuer“ ist eines der beliebtesten Event-Formate. Doch der Reihe nach…….

Im Herbst 2022 überzeugt Udo Lindenberg bei einem Abendessen im Hotel Atlantic den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von der Ernennung eines Beauftragten der Bundesregierung für die Veranstaltungswirtschaft.

Zum Ende des Jahres schliessen die Eigentümer von PRG entnervt von den angehäuften Verlusten sämtliche deutschen Niederlassungen. Im März 2023 erhält Tom Koperek aus den Händen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz. Im Januar 2024 wird erstmals beim BrandEx Award ein Preis in der Kategorie „Bestes Hygiene-Konzept“ vergeben.
Zum 1. Januar 2025 benennt sich fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft in fastforward: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft um, Jörn Huber wird zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Im Juni 2026 verleiht die Bundespressekonferenz Peter Blach den Ehrentitel „Godfather of Event-Ranking“. Beim BlachReport-Lagerfeuer am gleichen Abend gelingt es ihm in einer flammenden Rede, alle Branchen-Verbände von einem einzigen Gesamtverband der Veranstaltungswirtschaft zu überzeugen.

Im Februar 2027 erhält Colja Dams die Ehrendoktorwürde der TU Chemnitz. Völlig euphorisiert verliert er einige Tage lang die Selbstkontrolle und verschenkt spontan die Agentur an seine Mitarbeiter.

Haltet fest an Eurem Traum mit Aerosmith. https://tinyurl.com/4umv2x3t

Long live Rock’n Roll, bleibt gesund und packt den Stier bei den Hörnern!

Geschrieben am 04.01.2022 von admin

Mitarbeiter sind keine Ressource – oder warum HR überholt ist

 

Gleich zu Beginn einige Gretchen-Fragen an Dich: Ist Personal ein Kostenfaktor oder ein Leistungsträger? Wäre es im Dienstleistungs-Sektor nicht logisch, dass Mitarbeiter für die Marktleistung am Wichtigsten sind? Ist Human Resources dann das richtige Etikett und HR nicht unterbewertet?

new mindset

 

HR managt das Humankapital, die Buchhaltung das Finanzkapital?

Die Personalabteilung heißt seit einiger Zeit Human Resources (HR), weil das wohl schicker  oder wichtiger klingt. Aber – nomen est omen – diese technokratische Bezeichnung verrät einiges über die Haltung, die dahinter steckt. Wertschätzung sieht anders aus.

„Eine Ressource kann ein materielles oder immaterielles Gut sein. In der Betriebs- und Volkswirtschaft sowie Organisationen werden darunter meist Betriebsmittel, Geldmittel, Boden, Rohstoffe, Energie oder Personen und (Arbeits-)Zeit verstanden.“ (Wikipedia)

Die kapitalistische Gegenwart ist von einer Geldschwemme gekennzeichnet, Technologie muss nicht selbst entwickelt werden, sondern kann man kaufen. Der Fachkräftemangel dagegen ist nicht nur in der Event-Branche spürbar. Die Rezepte zur effektiven Mitarbeiterfindung und -bindung sind Legion. Sie haben eines gemeinsam: Personalentwicklung und eine profilierte Arbeitgebermarke stehen im Zentrum. Seien wir also konsequent und gehen einen Schritt weiter.

People & Culture – das emotionale Cockpit eines Unternehmens

Vereinzelt begegnet man einer neuen Bezeichnung für die Personalverwaltung - People & Culture. Stellt sich die Frage: Alter Wein in neuen Schläuchen? Ein entschiedenes Nein.

PEOPLE: Personalarbeit muss heute die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Agilität auf allen Ebenen möglich ist. Damit dies funktioniert, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. „Was brauchen unsere Mitarbeiter heute und in Zukunft?“ oder „Wie können wir für ein positives Arbeitserlebnis sorgen?“ Das ist nichts weniger als ein Paradigmen-Wechsel!
Damit wird die Arbeitswelt vom Kopf auf die Füsse gestellt. Investitionen in die Belegschaft stehen mindestens auf der gleichen Stufe wie Investitionen in den Maschinenpark.

CULTURE: Die Kultur eines Unternehmens ist mehr als ein Wohlfühlfaktor.Die Unternehmenskultur….bezeichnet 
alle vorherrschenden Werte, Normen und Einstellungen, die Entscheidungen, Handlungen und Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens bestimmen……Die Unternehmenskultur besteht aus über die Jahre angeeignetem Verhalten, ungeschriebenen Regeln, Einstellungen und Umgangsformen. Diese beeinflussen den Unternehmens-alltag zum Teil bewusst, zum größten Teil jedoch unbewusst. Es geht um Machtverhältnisse und Führung, um Kommunikationsweisen, Organisationsform und Struktur, die Arbeitsumgebung und die Einrichtung, um Werte und Normen.“
https://www.clevis.de/ratgeber/unternehmenskultur/
Flapsig gesprochen – darum muss sich doch jemand kümmern!

Welche Unternehmen verwenden bereits die neue Bezeichnung People & Culture? (Eine Zufalls-Recherche)

d.velop AG

Software für Dokumentenmanagement

Volksbank Karlsruhe/Baden-Baden

Finanzwirtschaft

IKEA

Einzelhandel

Porsche Consulting

Unternehmensberatung

Roche Diagnostics

Pharma

Werbeagentur Kolle Rebbe

Werbung

ThyssenKrupp

Industrie

Brockhaus AG

Medienwirtschaft

Werbeagentur Scholz & friends

Werbung

United Internet

Internet

Varengold Bank

Finanzwirtschaft

brands and emotions GmbH

Sportmarketing-Agentur

 

Fazit für die Unternehmensführung

Mit dem Fokus auf Kultur stärkt man also die Menschlichkeit in einer Organisation. Im Wettbewerb um junge Talente, um Fach- und Führungskräfte punktet man mit Wertschätzung, sinnvollen Aufgaben und Chancen zur individuellen Weiterentwicklung. Es geht um Haltung und die Aussenwirkung!

Die Personaler tun sich auch selbst einen Gefallen, denn sie bessern ihr innerbetriebliches Image auf.
Studien belegen eine bemerkenswerte Differenz zwischen Selbstbild und Fremdbild: Mitarbeiter sehen die Personalabteilung vor allem als „Administrative Experts“, während Personaler sich selbst vorwiegend als Employee Champions betrachten (Haufe-Studie HR-Image 2013).
Über allem steht aber eine AUFWERTUNG des Personalwesens. Es gehört in die Mitte des Unternehmens.

Voraussetzung für die Neubewertung ist allerdings, dass die Unternehmensspitze Kultur und Mitarbeiter als ent-scheidend für die Performance und den Markenwert erkennt. In diesem Sinne – Power to the People!

Geschrieben am 23.08.2021 von admin

Führen in Krisensituationen

Das Internet ist voll von klugen Ratschlägen, wie man Firmen und Mitarbeiter durch die derzeitige Krise führt. Für mich Grund genug, das Augenmerk auf das Selbstmanagement dieser Anführer zu richten. Was hilft denen, die führen? Das sind keine Roboter, sondern Menschen, die einem enormen Stress ausgesetzt sind: Ein nie gekannter Kontrollverlust, Existenzangst, Entscheidungsdruck und quälende Ungewißheit. Sie sind immer und überall Vorbild für Ihre Mitarbeiter. Daher gilt, nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen.

Was wir von Odysseus lernen können
Schon in normalen Zeiten kann Führung eine Herkules-Aufgabe sein, denn eine gute Führungskultur zeichnet sich durch zwei Aspekte aus, die Sie in der Balance halten müssen. Ergebnisorientierung: Führungsverhalten ist so zu gestalten, dass Mitarbeiter ihr Potenzial kontinuierlich verbessern und vor allem auch einbringen.
Mitarbeiterorientierung: Führungsverhalten ist an den Bedürfnissen der Mitarbeiter auszurichten, so daß vertrauensvolle und von Respekt getragene Beziehungen entstehen.
Nun aber befindet sich die Veranstaltungs- und Messe-Branche, befinden Sie sich im Vorhof zur Hölle. Wie werden Sie damit fertig? Wie bewahren Sie Haltung? Fündig wurde ich bei einem sagenhaften Helden der Antike.

Marionettentheater Aristo Funny "Die Odyssee"

Bildquelle: Marionettentheater Aristo Funny "Die Odyssee"

Homer, der grosse Erzähler der Antike, schuf zwei monumentale Werke: Die „Ilias“ handelt vom Krieg um Troja (wegen einer entführten Frau), die „Odyssee“ berichtet von der anschließenden 10jährigen Irrfahrt von Odysseus über das Meer. Er will nach Ithaka zu Frau, Sohn und Königreich. Poseidon aber, der Gott des Meeres, versucht das aus Rache zu verhindern. Doch lassen wir unseren Helden selbst berichten.

>>Im Krieg hatte ich als Projektleiter für das Trojanische Pferd zwar meine Führungsqualitäten bewiesen, doch nun war ich völlig auf mich selbst zurückgeworfen. Für die gefahrvolle Heimreise gab es keine Blaupause und kein Management-Handbuch aus Harvard. Mit meiner Mannschaft geriet ich in scheinbar ausweglose Situationen. Jedes unserer Abenteuer erforderte eine spezielle Lösung. Unter dem Druck der Gefahren entwickelte ich jedoch besondere Fähigkeiten, Ihr würdet Soft Skills sagen. Trotzdem, ganz ehrlich, bin ich kein strahlender Held, denn ich habe eine Menge Fehler gemacht. Mit einigem Abstand kann ich Euch sagen, was mich am Leben hielt.

Lektion 1: Stärke das innere Bild!
Nach zehn Jahren Krieg wollte ich endlich in die geliebte Heimat zurück. Doch es türmten sich beinahe unüberwindliche Hindernisse auf, denen alle Kameraden zum Opfer gefallen sind. Ich verlor mein Schiff und alles Hab und Gut. Zuletzt landete ich als Schiffbrüchiger an einer unbekannten Küste. Pure Verzweiflung packte mich. Wie einfach wäre es gewesen, aufzugeben? Zumal ich zweimal von schönen Frauen verwöhnt wurde, die mich gern bei sich behalten hätten (dazu später mehr). Meine Vorstellungskraft hielt das Bild meiner geliebten Frau, meines Sohnes und meines Königreiches lebendig! Sie half mir, mit eisernem Willen immer weiterzumachen!

Lektion 2: Laß Dich nicht gehen!
Sieben Jahre lang hielt mich die schöne Nymphe Calypso auf ihrer Privatinsel fest. Einer Insel jenseits von Raum und Zeit, wo ein Tag dem anderen gleicht. Calypso war zwar betörend, aber auch ihr Angebot, mich unsterblich zu machen, lehnte ich schweren Herzens ab. Eines Tages erkannte ich endlich die Gefahr, nämlich das schleichende Gift der inneren Lähmung.

Lektion 3: Angriff ist die beste Verteidigung!
Wir gerieten in der Höhle von Polyphem in Gefangenschaft. In einer spontanen Eingebung bot ich dem Riesen einen Schluck aus meinem Weinschlauch an. Nach einem weiteren Becher Wein sank Polyphem in einen tiefen Schlaf. Nun ergriffen meine Gefährten und ich einen glühenden Speer und stachen dem Riesen sein einziges Auge aus. Nachdem er am nächsten Morgen den Stein vom Eingang gerollt hatte, um seine Schafe auf die Weide zu lassen, gelang uns die Flucht. Mit dem Rücken zur Wand verläßt man leichter die gewohnten Denkpfade.

Lektion 4: Vertrau dem Mut der Verzweiflung!
Meine größte Angst hatte ich bei der Vorbeifahrt an zwei gefährlichen Klippen.Hier hauste Charybdis,
ein Monster, das mehrmals täglich das Wasser einsaugte und wieder ausspie. Unterwegs griff uns außerdem das sechsköpfige Seeungeheuer Skylla an und verschlang sechs meiner Gefährten. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte ich mich in diese Gefahr, wohl wissend, dass es nicht alle überleben würden.<<

Resilienz, das Immunsystem der Seele
Zurück ins Hier und Heute. Odysseus war also kein furchtloser Held. Er hatte Angst. Angst ist das beklemmende Gefühl, bedroht zu sein. Sie entsteht in Situationen, von denen wir glauben, dass wir ihnen hilflos ausgeliefert sind. Die aktuelle Lage erfordert von uns eine schnelle Anpassung an veränderte Lebensbedingungen. Das kann ein Gefühl der Unsicherheit und des Kontrollverlustes auslösen. Wir können jedoch unsere Emotionen langfristig regulieren und eine positivere Sicht der Dinge erlangen.

Resilient ist, wer die seelisch-emotionale Widerstandskraft aufbringt, sich von Stress, Krisen und Schicksalsschlägen nicht verbiegen zu lassen, sondern das Beste aus dem Unglück macht. Resilienz ist erlernbar, beginnen Sie Ihre eigene Recherche hier

Um Menschen in der Corona-Krise bei der Bewältigung ihrer persönlichen Stressoren und der Stärkung ihrer individuellen Resilienz zu unterstützen, bietet das Leibniz-Institut für Resilienzforschung ein kostenloses Training an: „Auf Kurs bleiben kompakt“. https://lir-mainz.de/aufkursbleiben-kompakt  

LIR
                                     Grafik: LIR Mainz

Mit AUFKURSBLEIBEN kann man deshalb wissenschaftlich fundierte Strategien einüben, die dabei helfen,
in schwierigen Situationen gelassen und zuversichtlich zu bleiben. Das Training zielt vor allem auf die Förderung der Selbstfürsorge, den Aufbau einer optimistischen Grundhaltung und die effektive Nutzung des eigenen sozialen Netzes ab. (Der Text lehnt sich an die Beschreibungen und Empfehlungen des LIR an.)

Denk an die alte Box-Regel – die Deckung ist das Wichtigste!

Geschrieben am 10.06.2020 von admin

Es ist ZEIT, Arbeit neu zu definieren (9 von 9)

Epilog - Always Look on the Bright Side of Work

Die Monty Python-Fans unter Euch werden über die Überschrift stolpern – nur das letzte Wort habe ich ausgetauscht. Work statt Life.

Am Ende der Artikelserie möchte ich ein Fazit ziehen und mit ein paar Thesen zur Zukunft der Arbeit in der MICE-Branche provozieren.
Das Buzzword „New Work“ habe ich in allen Artikeln vermieden, weil es nur ein schwammiger Oberbegriff ist. Alle subsummierten Stichworte von Führungsstil über Bürogestaltung bis Reorganisation usw. bilden den Stand der Diskussion in den jeweiligen Themenfeldern ab. Also nichts wirklich Neues, sondern „Alter Wein in neuen Schläuchen“.
Das andere Buzzword „Agilität“ ist ebenfalls nur eine Modeerscheinung. In der MICE-Branche kann niemand überleben, wenn er nicht wendig im Denken und Handeln ist. Und Projektmanagement sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Haltung schlägt Methode.

These 1: The Wind of Change
Die Generation Y tickt anders, hat andere Werte, andere Erwartungen, es geht ihr um Sinnhaftigkeit. Sie pocht auf Augenhöhe und persönliche Weiterentwicklung, auf Feedback und Wertschätzung.

These 2: Königsmacher sind in, Zwergenproduzenten sind out
Der Führungsstil wird sich von einer hierarchie- zu einer autoritäts-geprägten Kultur entwickeln. Das erfordert eine umfassende Schulung, denn niemand wird als Anführer geboren.

These 3: Projektmanagement ist eine Kernkompetenz
Projektmanagement ist mehr als eine Ansammlung von Methoden und Vorlagen. Auch hier gilt - Haltung schlägt Methode. Zunehmend wird die Fähigkeit zum ganzheitlichen und vernetzten Denken ausschlaggebend. Die Arbeitsverdichtung wird weiter steigen.

These 4: Arbeitszufriedenheit entsteht nicht durch Prämien
Motivation entsteht durch sinnvolle Aufgaben und tolle Typen, sprich Kollegen und Chefs. Diversity übersetze ich mit „Vielfalt statt Einfalt“.

These 5: Bewerber sind keine Bittsteller
Noch einmal – Haltung schlägt Methode. Und dann der Irrsinn, dass Logarithmen Bewerber analysieren und auswählen. Das ist zutiefst menschenverachtend und zeugt von einer naiven Technologie-Gläubigkeit.

These 6: Wertschöpfung durch Wertschätzung
Humanität und Gewinnstreben schliessen sich nicht aus. Gesundheitsmanagement ist das Gebot der Stunde, damit Köpfe nicht ausbrennen.

These 7: Neues wagen
Die Pioniere unserer Branche experimentieren gern. Z.B. das Hotel Schindlerhof läßt Mitarbeiter ihr Gehalt selbst bestimmen. Die Künstleragentur music4friends läßt Azubis vorübergehend in die Rolle des Geschäftsführers schlüpfen.

These 8: Märkte sind Gespräche – auch Arbeitsmärkte
Nichts bleibt verborgen, alles spricht sich herum, dank Arbeitgeberbewertungs-Portalen und Arbeitgeber-Wettbewerben.

Famous last words
Mein Lieblingszitat stammt von meinem Lieblingskunden aus Agenturzeiten. Bernd S. arbeitete in der PKW-Presseabteilung von Mercedes Benz: „Wenn wir etwas Anständiges gelernt hätten, dann müßten wir uns jetzt nicht so abstrampeln. Wenn es einfach wäre, würden es andere machen.“
 

 

 

Geschrieben am 22.07.2019 von admin